Joël von Mutzenbecher schreibt an neuem Comedyprogramm

Joël von Mutzenbecher

Joël von Mutzenbecher wird ab Herbst 2017 mit einem neuem Programm unterwegs sein. Wir wollten von ihm wissen, wie ein Comedyprogramm entsteht, und wo er sich seine Inspirationen dafür holt.

Du hast eben einige Tage in Amsterdam verbracht um an deinem neuen Programm zu schreiben. Was hat dich am meisten inspiriert?

Keine Termine zu haben. Ein sehr befreiendes und somit auch inspirierendes Gefühl, zu wissen, dass man nur hier ist, um neue Sachen zu schreiben und dass alles andere jetzt ein paar Tage warten kann.

Warum kannst du im Ausland besser schreiben? 

Auf meiner Weltreise im 2015 habe ich gemerkt, dass ich vor allem in grösseren Städten kreativ sehr gut funktioniere. Ich spaziere dann meistens mit Musik im Ohr planlos durch Strassen, die ich nicht gut oder gar nicht kenne. Anscheinend gibt es bei mir eine Parallele zwischen den Füssen freien Lauf lassen und den Gedanken freien Lauf lassen. Mir schiessen dann etliche Ideen zu, die ich sofort notiere und später dann im Hotel ausschreibe. Je länger ich das mache, desto mehr kommen die kreativen Zahnrädchen zusammen. Deshalb muss ich dafür ohne Ablenkungen im Ausland sein. Und da Amsterdam meine Lieblingsstadt in Europa ist und man auch nicht weit hat, bietet es sich sehr gut an, für ein paar Tage dort hin zu gehen.

Vor noch nicht mal drei Jahren hattest du Premiere mit deinem ersten Programm, momentan schreibst du bereits an deinem dritten, während andere Komiker jahrelang mit dem selben Programm erfolgreich durch die Schweiz ziehen. Woher dieser Drang, immer neues Material zu schreiben? Kann man nicht einfach das alte Programm stetig verbessern?

Doch natürlich kann man das und sollte man auch. Ich habe jedoch eigentlich nur ein Ziel: Tag für Tag ein besserer Komiker zu werden und den Kern meiner Comedy zu finden. Dazu gehört einerseits die Performance, denn man lernt bei jedem Auftritt wieder etwas neues dazu. Aber andererseits gehört dazu auch die Schreibarbeit. Denn mit jedem Text, den man schreibt, kann man das gelernte von der Performance wieder einbringen und umgekehrt. Das ergibt immer wie mehr eine Symbiose. Warum sollte ich also nicht so oft schreiben, wie ich auftrete? Vor allem da ich alleine arbeite, muss und will ich mich in allen Bereichen der Stand Up Comedy stetig verbessern. Und da gehört das Schreiben dazu. Ohne würde mir etwas fehlen.

Wie lange arbeitest du an einem Programm? 

Ich habe mir zum Ziel gesetzt, meine ersten drei Programme innerhalb von vier Jahren auf die Bühne zu bringen. Am ersten Programm habe ich zwei Jahre geschrieben. Heisst, im Schnitt habe ich zwei Jahre Zeit für ein Programm. Schon beim letzten Mal habe ich aber gemerkt, dass eigentlich ein Jahr reicht. Kürzer als ein Jahr würde ich es aber nicht wollen, sonst wird es ein Gehetze. Es ist aber gut möglich, dass ich in Zukunft jedes Jahr ein neues Programm herausbringe.

Wie viel Prozent des ursprünglich gesammelten Materials landet effektiv auf der Bühne?

Das ist sehr schwer zu sagen. Die alte Comedy-Regel besagt, jede zehnte Idee ist eine gute Idee und daraus ist noch mal jede zehnte dann eine halbwegs gute Nummer. Und wahrscheinlich ist das sogar so. Aber mit der Zeit filtert man seine Ideen schon viel früher. Sprich, ich verwerfe wahrscheinlich neun Ideen in meinem Kopf, bevor ich überhaupt eine niederschreibe.

Wer ist dein grösster Kritiker?

Es klingt so abgedroschen, aber das bin ich selber. Ich glaube, anders kann das gar nicht funktionieren. Deshalb nehme ich auch jede Show auf – egal ob ich zehn Minuten spiele oder abendfüllend – und schaue oder höre sie mir danach an. Es war bis jetzt noch keine perfekte dabei und wahrscheinlich wird es auch nie eine geben. Aber es muss trotzdem immer das Ziel sein. Ausserdem frage ich viele Kollegen um ihre ehrliche Meinung nach Auftritten, da diese meistens nochmal andere Sachen bemerken.

Kannst du uns schon etwas über deine Pläne im 2017 verraten?

Bis Frühling spiele ich noch mein aktuelles Soloprogramm „Wienerlipromi“ und schreibe nebenbei stetig an neuem Material. Ausserdem führe ich meinen Comedy Club „Comedy im Balz“ in Basel weiter und plane zusätzlich noch die „Swiss Comedy Night“ im Volkshaus Basel. Im Sommer möchte ich mich dann im Ausland ein wenig auf Englisch ausprobieren. Ohne die Erwartung, damit Geld zu verdienen, sondern viel mehr zum Spass und für die persönliche Weiterentwicklung als Komiker. Und im November kommt ja dann schon das dritte Soloprogramm.

Gibt es Tage, an denen du dir wünscht, einen anderen Beruf gewählt zu haben?

Nein, für mich ist es kein Beruf, sondern mein Leben, meine Bestimmung sogar. Auch der schlechteste Tag als Komiker ist für mich persönlich besser als der beste Tag in einem Büro.

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